Tag 8: (nördlich von) Retschow – Neubukow (10.07.2021)

Die ganz Nacht über hat es geregnet. Selbst am Morgen schüttete es noch wie aus Eimern. Ich machte mich schon auf einen Tag unterm Regencape gefasst, wollte aber noch ein wenig abwarten. Und tatsächlich: Um kurz vor 9 Uhr hörte es auf zu regnen! Die Chance nutzte ich, los geht’s!

Ein Hinweis in der Herberge sagte mir, dass ich nur noch 3.270 km vor mir habe, das sollte doch wohl zu schaffen sein!

Nur noch 3.270 km!

Zu Beginn führte mich der Weg immer an Straßen entlang. Und auch wenn diese nicht stark befahren waren, hieß es immer, wenn ein Auto vorbei kam, zur Seite gehen, schon etwas nervig.

Um zu vermeiden, dass ich mich wie am Vortag verlaufe, schaute ich immer wieder sicherheitshalber auf meinen GPS-Track. Eigentlich hatte ich vor, in Altenhagen meine erste Pause einzulegen. Leider wurde der Weg aber in der Zwischenzeit umgelegt, so dass es keinen Schlenker über Altenhagen gab. Es ging vielmehr direkt nach Alt Karin.

Hier geht es also nach Santiago?

Dort machte ich dann nach 11 km endlich eine Pause; diese war auch dringend nötig, fiel es mir doch immer schwerer weiter zu gehen.

Dass mein Körper die gestrige Etappe doch nicht so einfach weggesteckt hat, wie ich zunächst dachte, machte sich nach der Pause auf den letzten 9 km bemerkbar. Allgemein fühlte sich mein Körper unwohl mit dem Rucksack und die linke Wade war sehr angespannt. Ich würde es nicht einen Krampf nennen, aber es ging in die Richtung.

Eigentlich hatte ich geplant, die 5,3 km bis Krempin zu gehen, dann eine Pause zu machen und dann die letzten 3,7 km anzugehen.

Leider meckerte mein Körper immer mehr, so dass ich grob auf halber Strecke nach Krempin schon eine Pause brauchte. Zwischendurch musste ich meinen Körper wirklich mühsam voranschleppen.

Mühsam ging es dann auch weiter bis Krempin, wo ich mir eine längere Pause gönnte. Hiernach ging es wieder etwas besser weiter. Jetzt führte der Weg auch über Feldwege weiter, deutlich angenehmer als die Straßen zuvor.

Endlich mal keine Straße!
Leider war der Mais noch nicht reif 😉

Da es nirgendwo die Möglichkeit des Einkehrens gab und ich gestern auch nichts eingekauft hatte, bekämpfte ich meinen Hunger und Durst mit Müsli-Riegeln und Wasser. Ich glaube gerade das war es, was meinen Körper rebellieren ließ: Wenn ich schon so viel von ihm abverlange, dann muss er auch ordentlich Energie bekommen! Dazu später mehr.

Wie ich gestern telefonisch zugesagt hatte, meldete ich mich telefonisch als ich den Ortseingang nach Neubukow passiert hatte. Zehn Minuten später war ich auch schon an der Herberge und wurde freundlich empfangen.

Hier ist sie, die Pilgerherberge in Neubukow

Nach den Formalien sprachen wir kurz über meinen morgigen Plan nach Wismar zu gehen (ca. 30 km). Ich zweifelte, ob ich die Strecke morgen schaffe, insbesondere da die Herberge auf halber Strecke urlaubsbedingt nicht erreichbar war. Die Verantwortliche für die Herberge sprach mir aber gut zu, sagte mir, dass der offizielle Weg Richtung Hellbachtal zwar sehr schön sei, dass es jedoch gut sein kann, dass er auf Grund des Regens letzte Nacht nicht gut passierbar sei. Wenn ich diesen Schlenker auslasse, würde ich auf jeden Fall einen Kilometer sparen. Auch sagte sie mir, dass einige auf den letzten Kilometern nach Wismar rein die Bahn nehmen.

Sollte es wirklich nicht mehr gehen morgen, werde ich mir diese Option offen halten, würde dann aber am Tag drauf mit der Bahn wieder dahin zurückfahren. Irgendwie glaube ich aber nicht, dass ich diese Option benötige.

Nach einer angenehmen Dusche machte ich mich auf den Weg zu einem nahen türkischen Imbiss. Ich hatte mich schon seit einigen Tagen darauf gefreut, in so einem Imbiss richtig zu schlemmen. Endlich so richtig mit ungesundem Zeug den Magen voll schlagen!

Mal richtig Schlemmen!

Zum Nachtisch gab es noch einen Vanillemilchshake aus einer nahen Eisdiele und danach ging es einkaufen bei Norma. Damit ich tagsüber meinem Körper mal mehr bieten kann als nur Müsliriegel und da morgen auch Sonntag ist und nur wenig auf hat, kaufte ich Rosinenbrötchen, Waffeln, Sandwiches und zum Trinken allerlei ungesundes Zeug wie Limo, Eistee usw. Wenn mich mein Körper morgen schon wieder knapp 30 km voranbringen muss, soll er auf jeden Fall ausreichend Energie bekommen.

Meine Lehre nach nun 8 Tagen: Gib deinem Körper etwas zurück, wenn du viel von ihm forderst.

Mein heutiger Schlafplatz

P.S.: Da ich nicht täglich dazu komme, sofort zu schreiben, habe ich nun bei allen Einträgen im Titel das Datum, auf den sich der Eintrag bezieht, ergänzt.