Tag 12: Schönberg – Lübeck (14.07.2021)

Die Nacht war mies: Es war warm, die von mir ausgesuchte Couch zu klein, und der Weg zur Toilette weit…

OK, genug gemeckert 😉 Da ich heute vor 17 Uhr in Lübeck ankommen soll, da ich ansonsten erst nach 18 Uhr eingelassen werden kann, starte ich bereits um 7:35 Uhr. Das hatte auch noch einen anderen Hintergedanken: In der Nacht hatte es geregnet und es sollte auch heute regnen, mitunter sollte es sogar Gewitter geben. Da ist es immer gut, etwas mehr Zeit einzuplanen.

Da es am Morgen doch noch etwas bewölkt war und ich jederzeit mit Regen rechnen konnte, hatte ich mein Regencape griffbereit. In dem Fall bedeutete es, dass ich es in der Hand hatte. Da ich mir nach einigen hundert Metern aber etwas dumm vorkam, mein Regencape herumzutragen, zog ich es über, warf es aber nach hinten über den Rucksack. So konnte ich es im Bedarfsfall schnell anziehen.

Vorbei ging es an den Seen von Schönberg.

Ein See! In Schönberg!

Über Asphaltstraßen ging der Weg weiter, vom Regen weit und breit keine Spur, es kam sogar etwas die Sonne raus. Nein, nicht toll: Feuchte Luft + Sonne = schwüles Wetter!

Das Highlight auf den ersten Kilometern war eine Kuhherde, die, als sie mich erblickte, zum Zaun ging. Die Kühe schauten mich erwartungsvoll an. Als sie merkten, dass ich ihre Erwartungen nicht erfüllte – was auch immer das für welche sein sollte – muhten sie demonstrativ.

Was wollen sie bloß von mir?!

Nach knapp 9 km war endlich eine Pause angesagt… Ja, ich glaube ich berichte sehr gerne über Pausen, aber diese bot mir allerlei Möglichkeiten: Reservierung der Übernachtung für Freitag auf Samstag, verstauen des Regencapes, das nun wirklich nicht mehr benötigt wurde, und telefonieren mit meinem guten Pilgerfreund Martin, bei dem ich in Bremen unterkommen kann. Er fragte mich, wie es mir geht. Zu dem Zeitpunkt noch ganz gut… Doch dann kam die Sonne richtig raus. Also nichts mit Regen, sondern ein richtiger Sommertag!

Der Weg wurde abweichend zu meinem GPS-Track und den Infos im Pilgerführer umgelegt, was teilweise ganz schön war (Waldwege mit Schatten), aber auch mühsam wie offene Wege, teilweise mit viel Sand, so dass ich das Gefühl hatte, ich würde auf einem Sandstrand gehen.

Schöne Waldwege mit dem gelben Pfeil!

Dann kam es nach Lübeck rein und direkt hinter dem Ortsschild sollte es wieder abgehen, vermutlich weil der (längere) Weg dort schöner ist. Da ich Hunger hatte, ging ich aber weiter und wich vom vorgesehenen Weg ab, um mir schnell eine Möglichkeit zum Essen zu suchen.

Weiter die Straße entlang sprach mich ein Radfahrer an, ob ich auf der Via Baltica am Pilgern bin, was ich bejahte. Er hätte auch Interesse daran und so ergab sich ein kurzes Gespräch.

Er gab mir auch den Tipp, wo ich abbiegen könne, um nicht weiter die Straße entlang, sondern am Ufer der Wakenitz weiter gehen können. Diesen Tipp nahm ich dankend an und stieß so auch sehr bald wieder auf den offiziellen Weg. Dieser schlängelte sich immer weiter der Wakenitz entlang, links der Fluss und rechts eine Vielzahl von Kleingärten. Viele Menschen nutzen das schöne (sehr heiße) Wetter für eine Tour mit dem Rad, zum Baden im Fluss oder paddelten über diesen.

Und ich schleppte meinen Rucksack schweißtreibend Schritt für Schritt voran.

Kurz vor der Innenstadt schaute ich ernüchternd auf die offizielle Beschilderung, ergänzt um GPS-Track und Pilgerführer: Anstatt einfach durch die Innenstadt zu gehen, führte der Weg von Süden kommend einmal um die Innenstadt herum, um dann von Norden in die Innenstadt zu führen. Bei aller Liebe für schöne Wege, aber bei dem Wetter hatte ich sowieso keine Muße diesen Weg zu genießen. Dann doch lieber einmal durch die Innenstadt, schnell zur Herberge!

In der nahen Kirche traf ich dann die Küsterinnen, die mir Stempel und Schlüssel gaben und mich auch noch zum Orgelkonzert um 17 Uhr einluden. Ich brauchte nun aber erstmal die Zeit zum Runterkommen und Duschen (endlich, wieder eine Dusche!) und verzichtete letztlich auf das Orgelkonzert.

Die Muschel zeigt es an, hinter dieser Türe ist die Pilgerherberge!

Im Vergleich zum Vortag ist die Pilgerherberge zumindest teilweise im Souterrain und ist entsprechend kühl, ich freue mich schon 🙂

Ach ja, fast vergessen: Heute habe ich meine erste Landesgrenze überschritten: die von Mecklenburg-Vorpommern nach Schleswig-Holstein!