Tag 30: Visbek – Vechta (01.08.2021)

Dass der heutige Tag ein besonderer Tag in vielerlei Hinsicht wird, konnte ich am Morgen noch nicht ahnen, aber hierzu später mehr.

Zunächst gab es Frühstück im Hotel. Wie ich bereits gestern erwähnte war ich der einzige Gast. Dennoch gab es ein ganzes Frühstücksbuffet mit Joghurt, frischen Erdbeeren, Brötchen etc.; welch ein Aufwand für eine Person!

Wie ich von der Inhaberin erfuhr, gab es bereits am Tag vor meiner Ankunft Pilger hier und auch für den Abend hat sie eine Anmeldung von Pilgern. Es freute mich sehr zu hören, dass doch etwas mehr auf dem Weg los ist 🙂

Ich hatte gerade ausgecheckt und bin die ersten Schritte gegangen, da fiel mir auf, dass etwas fehlte, denn meine Arme gingen ins Leere: Ich hatte meine Wanderstöcke im Zimmer vergessen… Wenn mein Kopf nicht angewachsen wäre…

Schnell zurück und holen und dann ging es richtig los!

Da es die Nacht über geregnet hatte und es weiterhin sehr bewölkt war, hatte ich vorsorglich mein Regencape schon über den Rucksack geworfen.

Hier war der Weg noch in Ordnung
Hier sieht man die Folgen des nächtlichen Regen… und nein, ich musste glücklicherweise nicht schwimmen!

Heute stand ich vor der Qual der Wahl: Nehme ich den kurzen Weg nach Vechta oder die längere Route über Lutten? Ich entschied mich letztlich für die längere Route. Leider war die Wegführung noch nicht korrekt umgelegt, so dass der ausgeschilderte Weg nach Lutten einen noch größeren Bogen machte und letztlich mehrere Kilometer auf einem Rad- und Fußweg entlang einer Landstraße verlief, schön ist was anderes.

In Lutten selbst könnte ich den Jakobusplatz bewundern, in der St. Jacobus-Kirche eine Jakobusfigur erblicken und mir letztlich sogar einen Pilgerstempel holen! Leider war dieser so gut gesichert und angebunden, dass es schwierig war, überhaupt zu stempeln…

Jakobusplatz in Lutten
Jakobusfigur in der St. Jacobus-Kirche in Lutten

Mein Timing hatte bis dato perfekt gepasst: Zunächst hatte ich vor der Kirche Pause gemacht, als es anfing zu nieseln ging ich in die Kirche und als ich raus ging hatte es schon wieder aufgehört mit dem Regen… so dachte ich zumindest.

Ich bin nur ein paar hundert Meter gegangen und es fing wieder mit dem Regen an, nicht nur Nieselregen, sondern ein richtiger Regen. Das Regencape hatte ich noch griffbereit über dem Rucksack, aber da es bis Vechta noch 6-7 km waren, würde das nicht reichen, weil es in meine Schuhe rein regnen würde. Schnell stellte ich mich unter eine Überdachung, zog meinen Rucksack ab, holte die Gamaschen raus, zog sie an, zog den Rucksack wieder auf und mit dem Regencape über Körper und Rucksack und den Gamaschen über den Schuhen ging es los.

Wie damals in Bremen schon hatte es mir auch diesmal irgendwie Spaß gemacht bei dem Wetter unterwegs zu sein. Dies änderte sich etwas als ich vor mir bzw. besser gesagt fast über mir ein Donnern hörte. Regen ist kein Problem, aber ein Gewitter wollte ich nun nicht hautnah erleben, insbesondere da ich gerade neben abgeernteten Feldern ging und der höchste Punkt war. Ich sah auch kurz eine Lichterscheinung in den Wolken, einen Blitz, und etwa 3-4 Sekunden später den Donner. Zügig ging ich weiter und war froh nach einigen hundert Metern von höheren Bäumen umgeben zu sein. Noch beruhigter war ich, als der nächste Donner von hinter mir kam.

So ging es freudig und voller Energie für mich weiter. Als ich kurz vor Vechta auf einem Fußballplatz die Spieler sah, wie sie bei dem Wetter ihrem Sport nachgingen, musste ich feststellen, dass ich es noch richtig gut hatte, war ich doch ganz gut geschützt durch meine Kleidung.

Mein Outfit auf den letzten Kilometern

Eine kleine Überraschung hatte sich heute Mittag schon angekündigt, denn meine Eltern, die sich auch immer über mein Vorankommen informieren, u.a. hier im Blog, wollten mich spontan in Vechta besuchen. Darüber habe ich mich riesig gefreut und bin gleich nach der obligatorischen Dusche nach der Ankunft in ein nahes Café gegangen, um sie dort zu treffen! Danach ging es noch gemeinsam griechisch essen; ein wirklich gelungener Nachmittag und Abend!

Auf so einem Weg, auf dem man viel alleine unterwegs ist, ist jede Begegnung, gerade auch mit Freunden oder der Familie, etwas Wunderbares, das ich sehr genieße!

Mein Vater Gerd und ich
Meine Mutter Vera und ich