Der heutige Tag startete recht unspektakulär: auschecken, Richtung Innenstadt gehen und einen Bäcker suchen… Aber Halt: Es lief doch anders, denn plötzlich sprach mich ein Mann vor der Kirche an und fragte, ob ich Pilger sei. Es ergab sich ein kurzes Gespräch und die Frage, ob ich einen Stempel aus dem Pfarrheim möchte. Klar sagte ich „Ja“.
Auf dem Weg ins Pfarrheim nebenan lief uns auch noch der emeritierte Pastor der Gemeinde über den Weg, wieder gab es ein Gespräch. Und im Pfarrheim gab es dann den Stempel.
Der Mann, der mich zunächst ansprach, zeigte mir dann auch noch den nächsten Bäcker. Doch bevor ich hinein gehen konnte, sprach mich eine leicht verwirrt wirkende Frau an und fragte mich, ob ich denn wüsste, wo hier der Kiosk sei. Ich verneinte zunächst, guckte dann aber bei Google Maps nach und konnte ihr so doch weiterhelfen. Dies hatte übrigens einen wichtigen Nebeneffekt, denn einen Kiosk konnte ich auch gebrauchen, um meine Getränkevorräte für den heutigen Tag aufzufüllen. Die Begegnung mit der Frau war damit auch eine gute Fügung, da sie mich darauf brachte, nach dem nächsten Kiosk Ausschau zu halten.
Nachdem ich dann auch noch beim Bäcker war, ging ich erstmal mit Getränken und Brötchen aus dem Innenstadtbereich heraus und fand auf einer Bank vor dem hiesigen Frauenknast eine gute Rastmöglichkeit fürs Frühstück.
Ein Schild wies darauf hin, dass es unter Strafe verboten sei, mit den Insassen Kontakt aufzunehmen. Wie gut, dass ich es auch nicht vor hatte 😉
Es war letztlich 10:20 Uhr als es nach dem Frühstück so richtig los ging. Froh war ich, als ich den Stadtbereich von Vechta hinter mir lassen konnte und es durch Wälder weiter ging, u.a. entlang eines Golfplatzes.

Hiernach folgte viele Kilometer über kaum befahrene Straßen. Besonders schön fand ich an diesem Vormittag aber weder die Bäume im Wald noch die Landschaft allgemein, sondern die Wolken!

Ebenfalls erwähnenswert war ein schön eingerichteter Rastplatz.


Auf den letzten Kilometern ging es nochmal zwischen Feldern her und ein Aufsteller mit Straße und Hausnummer des Anwohners machte deutlich, hier der Jakobsweg ist.


Jetzt wundert ihr euch vielleicht, warum die Erlebnisse vom heutigen Weg selbst so spärlich ausfallen. Das hat den Grund, weil die weitere Besonderheit in der heutigen Herberge liegt und den Erlebnissen dort.
Heute übernachtete ich in einer privaten Herberge, dem Hof Göttke-Krogmann. Die Herberge wurde vor einigen Jahren vom Inhaber für Wanderer und Pilger errichtet, indem ein alter Schweinestall umgebaut wurde. Sie ist ausgestattet mit bis zu 9 Betten in 5 Zimmern. Normalerweise kostet die Übernachtung, inkl. Bettwäsche, 25 Euro, aber für Pilger gibt es 10 Euro Rabatt. Zusätzlich wird dieser Ort hin und wieder auch von Schulen als außerschulischer Lernort genutzt.
Bis zum späten Nachmittag war ich allein, doch dann wurde diese Herberge belagert von einem Archäologie-Studentenkurs aus Kiel. Es war für den Inhaber bis zum Schluss unklar, ob sie kommen, weshalb ich mein Bett sicher hatte. Letztlich konnten wir uns gut arrangieren und ich erfuhr, dass sie vier Wochen vor Ort sein werden, um im nahen Moor nach einigen tausend Jahren alten Holzwegen zu stochern, diese teilweise freizulegen und zu erforschen. Zur Altersbestimmung wird u.a. die Dendrochronologie genutzt: Auf Grund der Breite der Altersringe des verwendeten Holzes kann darauf geschlossen werden, wann der Baum lebte, der für die Bretterproduktion genutzt wurde. Hierfür gibt es Jahresringtabellen, die viele Jahrtausende zurück reichen. Wieder was neues gelernt 🙂
Und damit war der heutige Tag gerade zu Beginn und zum Ende hin besonders interessant und abwechslungsreich.