Tag 3: Grimmen – Tribsees (05.07.2021)

Vielleicht hat sich der eine oder andere schon gewundert, warum es zum gestrigen Tag 3 meiner Pilgerreise noch keinen Eintrag gab. Das hat einen sehr guten Grund, doch dazu später mehr.

Dem Wetterbericht des Vortags zufolge sollte es am dritten Tag meiner Pilgerreise regnen, und das an einem Tag mit etwas über 24 km, meinem bisher längsten Tag. Dazu kam ich auch erst um 9 Uhr los, das kann ja was werden. Nach einigen hundert Metern ging ich erstmal zu einem Bäcker, um mir etwas Frühstück zu organisieren. Erst danach ging es so richtig los.

Das Wetter war wieder drückend, schwül, und statt der vorhergesagten Regenwolken am Vormittag schien schon prächtig die Sonne; gerade mein linker Arm wurde immer rötlicher über den Tag.

Und so lief ich über kleine Ortschaften und schöne Feldwege, dankbar für jede kleine Brise und jeden kleinen Schatten.

Aus einem der mit Gras gut zugewachsenen Feldwege kam mir plötzlich ein kleine Traktor mit Rasenmähvorrichtung entgegen. Wie schön, er hatte extra für mich das hohe Gras niedergemäht 😉

Richtig gemein wurde es als mich mein Weg an ein Freibad vorbei führte; ach wie schöne wäre da nun ein Sprung ins kalte Nass gewesen.

Nach etwa 13 km machte ich dann meine erste Pause. Ich war von mir selbst überrascht, wie gut ich diese Strecke hinbekommen hatte. Während dieser Pause organisierte ich mir auch schonmal die Unterkünfte für die nächsten drei Tage. Die restlichen etwa 11 km wurden anstrengender, was auch an der schwülen Mittagshitze lag. Oft blickte ich einfach stoisch auf den Weg vor mir und dachte: „Einfach weiter, noch ein Schritt“.

Doch irgendwie war es schade, so vor mir nach unten blickend hatte ich doch nicht viel von der Landschaft und dem Weg; unabhängig von den Anstrengungen für meinen Körper zwang ich mich hin und wieder, mich aufzurichten, den Blick nach vorne oder auch mal zur Seite zu richten, einfach auch die Landschaft auf mich wirken lassen, echt schön hier!

Knapp 5 km vor meinem heutigen Ziel brauchte ich dann aber wieder eine Pause. Wie übrigens gestern auch schon, hatten sich mehrere Gewittertierchen auf meinen Unterarmen niedergelassen, ein Zeichen, dass es bald regnerisch werden könnte. Aber weder regnete es am Vormittag, noch stimmte die Aktualisierung, dass es um 14 Uhr losgehen soll.

Erst gegen 15:30 Uhr, etwa 2 km vor meinem Ziel, gab es ein oder zwei Tropfen, die ich spürte.

Diese letzten zwei Kilometer hatten es aber in sich, es kostete mich viel Kraft immer weiter zu gehen und ich schaute zwischendurch immer wieder auf mein Handy, wie weit es noch ist, 1,5 km, 900 m, 500 m, 200 m… und dann übersah ich meine heutige Herberge, das Pilgerhus, erst und musste glatt knapp über 100 m zurück gehen.

Als ich dort ankam und man mir öffnete wurde ich zunächst von Tobi, dem Sohn des Inhabers der Pilgerherberge, und Jens, einem anderen Pilger begrüßt… Ja, tatsächlich, an diesem Tag, an Tag 3 meiner Pilgerreise, habe ich einen anderen Pilger getroffen! Und es wurde noch besser, denn kurz darauf gesellte sich mit Carina noch eine weitere Pilgerin zu uns.

Zwischenzeitlich während der letzten beiden Kilometer dachte ich, wie schön es doch wäre, nach der Ankunft einem Apfel zu essen. Kurz nach meiner Ankunft entdeckte ich eine Obstschale und durfte mich gerne bedienen. Manchmal gibt einem der Weg genau das, was man benötigt und wann man es benötigt 🙂

Da ich heute in Gesellschaft war, begann ein spannender Abend mit tollen Gesprächen, gemeinsamem Kochen und Essen, der letztlich erst gegen Mitternacht endete.

Jetzt wisst ihr, warum ihr auf meinen gestrigen Bericht extra lange warten musstet 🙂

P.S.: Eher zufällig entdeckte ich am Abend meine erste Blase, aber da sie kaum stört, schenkte ich ihr wenig Beachtung.

Für mich wurde extra der Rasen gemäht 😉
Toller Weg mit viel Schatten!
Erste Hinweise auf meine heutige Herberge, das Pilgerhus in Tribsees
Manchmal ging es auch einfach an den Feldern entlang.
Carina, ich, Tobi und Jens