Auf Grund einer kleinen Mückenplage war die Nacht sehr unruhig und kurz. Dennoch musste ich zeitig losgehen, schließlich warteten heute 26 km auf mich, es soll nämlich bis Hamburg reingehen!
Der Pastor der Gemeinde in Nahe erzählte mir gestern auch von einem guten Bäcker etwa 4 km entlang des Weges in Kayhude. Entsprechend machte ich dort meine erste Pause, die Frühstückspause.
Der Weg dahin und auch noch etwas dahinter bestand aus einem Geh- und Radweg entlang der Landstraße, gehörte also nicht zu den allerschönsten Wegen auf meiner Strecke.

Als es dann endlich in den Wald ging, war die Ausschilderung bzw. Wegführung leicht irreführend: Der erste Abzweig, bei dem ich dachte, dass es in den Wald ging, entpuppte sich als Privatwald. Und als es dann wirklich in den Wald gehen sollte, versperrte ein umgefallener Baum mit Geäst den Weg vollständig.

Und so folgte ich der Landstraße noch ein kleines Stück, bevor es in den Wald ging.

Ich traf einige Personen, die ihre Hunde ausführten und vereinzelte Radfahrer. Doch je näher ich Hamburg kam, desto mehr war los. Gefühlt alle paar Sekunden kamen Fußgänger, Radfahrer, Jogger usw. Da der Weg parallel zur Alster verlief, kamen dann auch noch Kanufahrer hinzu. Gefühlt nutzte halb Hamburg diesen sonnigen Sonntag, um hier in der Natur unterwegs zu sein.
Aber es hatte auch sein Gutes: Es gab viele Bänke und alle paar Kilometer Einkehrmöglichkeiten. Das erinnerte mich ein wenig an Spanien an den Camino Frances, auf dem es auch alle paar Kilometer die Möglichkeit gab, Pausen in Bars oder Cafés zu machen.
Während ich zu Beginn noch die Menschen grüßte, die mir entgegen kamen, habe ich es irgendwann bei den Menschenmassen sein lassen, außer ich wurde gegrüßt.
Irgendwann stieß ich auf einen Baum mit der Botschaft „Frei sein“. Eine wichtige Botschaft auch für meinen Weg. Und als ich diese las, dachte ich darüber nach, warum ich eigentlich erst in Bremen einen Ruhetag machen sollte, warum nicht morgen schon in Hamburg. Es ist doch meine freie Entscheidung, wann ich mir einen Ruhetag gönne, nur ich bestimme darüber!

Ich dachte noch ein paar Kilometer darüber nach und verlängerte meine Hotelübernachtung im Best Western Plaza Hotel um eine weitere Nacht.
Interessanterweise war es 2013 genauso, dass ich meinen ersten Ruhetag nach 16 Wandertagen einlegte. Das führte dazu, dass ich meinen Weg damals und dieses Mal verglich.
Anstrengungen gab und gibt es in beiden Fällen. Und abgesehen, dass ich damals jünger war und es nach der Promotion einen wirklich Umbruch gab, kam mir noch ein großer Unterschied in den Sinn: Ich war zwar auch damals alleine gestartet, aber bis zu meinem ersten Ruhetag hatte ich bereits eine Person getroffen, die auch wie ich bis nach Santiago gehen wollte, Bela.
Bela und ich gingen bis hinter Dijon häufig gemeinsam oder trafen uns wieder, wenn wir an einem Tag unterschiedlich weit gegangen waren. Das muss über einen Monat so gelaufen sein.
Als sich unsere Wege trennten, dauerte es nicht lange und ich traf weitere Pilger, spätestens ab Le Puy war der Weg deutlich voller und ich ging immer mal wieder mit anderen Menschen. Mit einigen ging ich einige Tage, mit anderen, wie Martin und Christa, auch viele Wochen. Man verlor sich aus den Augen und fand sich wieder.
Auch hier auf dem Weg hatte ich ein paar Pilger getroffen, doch leider waren diese Begegnungen nur sehr kurzweilig. Im Vergleich zu damals fehlt dieses Mal die Kontinuität der Begegnungen mit anderen (mir zunächst fremden) Pilgern. Ich glaube es ist das, was ich am meisten vermisse.
Und wenn ihr nun sagt, dass es kein Wunder ist, wenn ich in einem Hotel übernachte, dem sei gesagt, dass manche Herbergen Corona-bedingt sogar nur eine Person aufnehmen, man in einigen Herbergen also gar keine anderen Pilger treffen kann.
Wissentlich, dass ich morgen einen Ruhetag habe und dass mir mein Hotelzimmer sicher ist, ließ ich mir auf dem weiteren Weg heute viel Zeit, so dass ich erst nach 18 Uhr ankam.
Abschließend noch ein paar Bilder vom Alsterwanderweg, dem ich viele Kilometer bis nach Hamburg rein folgte.


Bei den Bildern habe ich die Momente abgepasst, in denen mal keine Menschen zu sehen waren 😉