Heute gab es mal wieder nur eine recht kurze Etappe, will ich doch schließlich bei meiner Schwester Denise, Olli und deren Kindern übernachten.
Wann es genau los ging weiß ich gar nicht mehr, ich glaube es war so 8:30 Uhr. Auf jeden Fall ging es erstmal durch Sanitz, um dann weiter zu marschieren… Ja, es hatte was von Marschieren, weil ich meinen Körper gut antreiben musste.
Nach knapp 8 km ergab sich dann eine Pausenmöglichkeit in einem Unterstand mit Bank. Auch wenn ich schon über die Hälfte der Strecke geschafft hatte, war heute ein mieser Tag, der Körper meckerte und meckerte. Die Wege an sich waren schön, aber das half auch nicht. Immer weiter, Schritt für Schritt!


Als mich mein Weg durch Fienstorf führte, hatte ich aber zwei tolle Begegnungen: Am Ortseingang sprach mich ein Mann in seinem Garten an und sagte mir, dass ich dieses Jahr der erste Pilger sei, den er gesehen hat.
Am Ortsausgang kam mir plötzlich eine Frau von ihrer Einfahrt entgegen. Sie hatte eine Flasche Wasser und ein Glas in der Hand und fragte mich, ob ich mich nicht setzen und was trinken möge.
Und das zeigte mir wieder die Schönheit am Weg: Wildfremde Menschen sprechen einen an und wollen einem was Gutes tun. Und ich als Pilger habe ja nichts anderes vor als zu pilgern, wieso sollte ich mir also nicht die Zeit nehmen, und das tat ich auch.
Wir unterhielten uns kurz und sie sagte mir, dass das Wasser energetisch geladen ist. Ob es nun so ist oder nicht, ich genoss die Gesellschaft und das Wasser sehr.
Es trennten mich nun noch etwa 4 km von meinem Ziel. Die ersten Meter gingen gut nach dieser Pause, aber danach wurde es wieder sehr anstrengend und ich musste kämpfen.
Gegen 13 Uhr kam ich dann endlich an und wurde freudig begrüßt. Ach das war schön!
Am Nachmittag gab es dann Grillfleisch und Pommes (ich durfte mir im Vorfeld wünschen was es gibt).
Danach war Entspannung angesagt. Und, was noch viel besser war: Ich konnte meine Kleidung endlich mal in einer Waschmaschine waschen. Das bedeutete, dass ich dort in meiner Schlafhose und einem Pulli saß, den ich zwar dabei hatte, aber bisher nicht benötigte.
Nun aber zu etwas wenig Erfreulichen: Mein Körper hat wohl gemerkt, dass ich mich im Schoß der Familie befinde, so dass er mir endlich zeigen konnte, was er von diesem täglichen Pilgern hält: Ich wurde müde und bekam Kopfschmerzen. Letztlich sorgte das dafür, dass ich bereits um 18:30 Uhr schlafen ging.
Zu meinem Glück konnte ich das Zimmer abdunkeln, was in den vorherigen Nächten nicht möglich war, so dass ich stets um kurz vor 5 Uhr wach wurde, sobald die Sonne aufging. Vielleicht war es also auch der wenige und unruhige Schlaf der Vornächte, der mich nun heimsuchte.
Und so endete mein sechster Tag in wundervoller Gesellschaft der Familie, aber mit einem engstirnigen Körper, der die Gelegenheit nutzte, sich zu nehmen, was er braucht.
Ich möchte mich an dieser Stelle aber nochmal ganz herzlich bei Denise, Olli und den Kindern für diesen herzlich Empfang bedanken!
